Destinationsmanagement
Das Umgebindeland erlebbar machen
- Tourismus
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Am 12. September 2025 fand im tschechischen Sloup v Čechách die feierliche Eröffnungskonferenz des grenzüberschreitenden Projekts „Das Umgebindeland touristisch erlebbar machen“ statt – ein Meilenstein für die touristische Entwicklung dieser einzigartigen Baukultur im deutsch-tschechischen Grenzraum.
Rund 100 Gäste aus beiden Ländern, darunter Eigentümer, Touristiker, Vertreter von Gemeinden, Stiftungen und Initiativen, kamen im Gemeinschaftszentrum zusammen, um die Potenziale und Chancen der Umgebindehauslandschaft für die Zukunft auszuloten. Unsere Kolleginnen Maja Daniel-Rublack und Sandra Bardely nahmen an der Veranstaltung teil.
Vielseitiges Programm und hochkarätige Redner
Nach der Begrüßung durch die Gemeinde Sloup v Čechách und die Region Liberec sorgten zahlreiche fachkundige Beiträge für einen lebendigen inhaltlichen Austausch. Zum Auftakt stellten Ch. Lommatzsch und E. Ouzká Idee, Ziele und die geplanten Aktivitäten des neuen Projekts vor: Die Erschließung touristischer Potenziale der Umgebindehäuser, die Entwicklung vernetzter Angebote über Grenzen hinweg und die Stärkung der gemeinsamen Kulturerbe-Identität standen dabei im Zentrum.
Im weiteren Verlauf berichteten T. Efler und J. Šancová am Beispiel von Merboltice aus der Praxis, wie Leerstand durch kreative Nutzung und ehrenamtliches Engagement überwunden werden kann. Beeindruckend war dabei die Vielfalt: Von der gemeinsamen Sanierung historischer Gebäude über selbstorganisierte Dorffeste bis zu Filmvorführungen für Groß und Klein reicht das Spektrum der aktiven Zusammenarbeit.
Frau Kárová und Herr Matthes gaben Einblicke in den auf tschechischer und sächsischer Seite stattfindenden „Tag des offenen Umgebindehauses“, einem wachsenden Publikumsmagneten und Herr Vávra erläuterte die Durchführung der bekannten „Tage der Volksarchitektur“. Diese Formate bringen seit Jahren Kulturinteressierte, Hausbesitzer und Gäste aller Generationen zusammen. Sie sind zentrale Bausteine, um die Schönheit und Vielfalt der Umgebindehäuser einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Mit Tradition in die Zukunft – Best-Practice und Austausch
Großen Anklang fand auch der Beitrag von Wieland Menzel, der die lebendige Baukultur als Erlebnis in den Mittelpunkt stellte. Er erinnerte an die handwerkliche und nachhaltige Leistung, die die Häuser auszeichnet und motivierte, daraus neue touristische Mehrwerte zu entwickeln. Herr Mágr berichtete über innovative Projekte wie die Rad- und Wanderrouten auf Spurensuche des gemeinsamen Erbes.
Schon gewusst? In diesem Bereich wirkte auch die Entwicklungsgesellschaft NOL mbH im letzten sächsisch-tschechischen Projekt „Radeln und Wandern zum gemeinsamen Erbe“ mit.
Besonders wertvoll für das grenzüberschreitende Netzwerk waren die vielen Gelegenheiten zum informellen Austausch zwischen Teilnehmenden aus Deutschland und Tschechien. Dabei wurden persönliche Erfahrungen rund um die Rettung, Sanierung und touristische Nutzung von Umgebindehäusern geteilt. Authentische Beispiele aus beiden Ländern zeigten eindrucksvoll, wie Engagement, Kreativität und gemeinsame Visionen helfen können, Leerstand zu überwinden und regionale Entwicklungen anzustoßen.
Nach dem Mittagsbuffet nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, bei einem Dorfrundgang ausgewählte Umgebindehäuser zu besichtigen, die bereits erfolgreich für den Tourismus erschlossen wurden – nicht selten durch den tatkräftigen Einsatz Einheimischer, die ihre Häuser für Führungen oder kulturelle Programme öffnen.
Brücken bauen zwischen Alt und Neu
Am Nachmittag widmete sich der Vortrag von Ramona Riederer inspirierenden Beispielen aus dem Allgäu, wo historische Höfe durch neue Ideen und Initiativen gerettet wurden. Landrat Dr. Stephan Meyer erläuterte im Anschluss, wie Baukultur und Tourismus künftig in der Oberlausitz noch stärker verschmelzen sollen, um Wertschöpfung und Lebensqualität zu sichern.
Hintergrund und Fazit
Das deutsch-tschechische Kooperationsprojekt wird von April 2025 bis März 2028 unter Leitung der Sächsische Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf e.V. und starken Partnern wie der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH, dem Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge GmbH, dem Liberecký kraj (Bezirksamt) und der MAS Český sever (Aktionsgruppe Nordböhmen) umgesetzt.
Die Eröffnungskonferenz zeigte eindrucksvoll, dass das Umgebindehaus Menschen verbindet – über Länder, Generationen und Milieus hinweg. Die Chancen für den Tourismus und die nachhaltige Regionalentwicklung sind groß, wenn Erfahrungen, Wissen und Engagement gebündelt und grenzübergreifend weitergetragen werden. Mit viel Optimismus und frischen Impulsen startete das Projekt in eine neue Phase – und macht das gemeinsame Kulturerbe Umgebindehaus als lebendigen Erlebnisraum für Gäste und Einheimische gleichermaßen erfahrbar.